Dienstag, 18 Juli 2017 14:50

Schwimmkurs für Frauen erfolgreich gestartet

Wenn Montagabends um 20 Uhr das Freizeitbad Wolfhagen seine Pforten schließt, dann geht es im Wasser nochmal richtig rund: Im Schwimmerbecken drehen die VfL-Gymnastikdamen beim Reha-Schwimmen unter der Leitung von Ulrike Kleinschmidt ihre Kreise. Und im benachbarten Nicht-Schwimmerbereich findet seit 3 Wochen der Schwimmkurs für Flüchtlingsfrauen und -mädchen unter der Leitung von Sport-Coach Heiko Weiershäuser statt. Und der Kurs ist überaus beliebt und erfreut sich stetig steigender Zahl an Frauen.

Nach dem Schwimmkurs für Flüchtlingskinder in der Wilhelm-Filchner-Schule war es anfangs ja nur ein Wunsch, einen Schwimmkurs auch für Frauen anbieten zu wollen, sagt Sport-Coach Heiko Weiershäuser, denn die kulturellen Unterschiede im Bezug auf Frauen, Schwimmbad und einem Schwimmlehrer waren schon extrem groß. So gab es Männer, die nicht wollten, dass ihre Frau mit einem fremden Mann ins Schwimmbad gehen. Aber das waren zum Glück nur einige wenige Ausnahmen. Die meisten Familien haben sich das Vorhaben angehört und für gut befunden – vielleicht auch, weil sie Vertrauen zu mir haben.

Für mich ist es nur eine logische Konsequenz aus meiner ehrenamtlichen Tätigkeit als Sprach-Pate, wo ich nach Absprache mit dem Dekan bewusst nur Kurse für Frauen gebe. Nur so kann der kulturelle Unterschied aufgehoben werden und vorgelebt werden, dass Frauen in unserer Kultur die gleichen Rechte haben wie Männer.

Und dazu gehört unweigerlich das Schwimmenlernen dazu. Manche Frauen schilderten mir mit Tränen in den Augen die Panik, die sie bei der Flucht im Boot über`s Mittelmeer hatten. Eine sagte, "ich habe in der Mitte des Bootes gesessen, betete und war starr vor Angst, weil ich wusste, wenn das Boot kippt, bin ich tot".
Und wenn man dann die leuchtenden Augen dieser Frau heute nach nur 3 Abenden Schwimmkurs sieht, dann haben wir unser Ziel doch schon halb erreicht.

Wir - und das ist das wunderschöne - das sind neben mir und meiner 11-jährigen Tochter Laura auch noch weitere freiwillige Helferinnen, die sich spontan am ersten Abend bereit erklärt hatten, zu helfen, als ich mit der Gruppe Flüchtlingsfrauen ins Schwimmbad kam. Das zeigt wieder einmal auf eindrucksvolle Weise, wie hilfsbereit und offen unser Wolfhagen ist.

Nach den ersten Anfängen mit Wassererfahrung und sich auf das Medium Wasser einzulassen, und den Tauch-Experimenten beim zweiten Übungsabend sind wir momentan – auch durch die vielen ehrenamtlichen Helfer – in der Lage, differenziert auf die einzelnen Frauen einzugehen. Während einige schon gut mit dem Gürtel oder Brett schwimmen lernen, müssen andere noch die Angst vor dem Tauchen überwinden. Aber auch das schaffen wir noch, sagt Laura Weiershäuser, die ihrem Vater hilft und die mitgekommenen Töchter betreut.

Zum Abschluss jedes Übungsabends steht - nach anfänglicher großer Skepsis und großen Überzeugungskünsten – das Rutschen auf dem Programm. Dann können die Frauen nicht mehr anders und kreischen ihren Spaß nach Herzenslust heraus.

Ein Dank geht an die Stadt Wolfhagen, die uns das Freizeitbad unentgeltlich zur Verfügung gestellt hat. Lediglich dann, wenn Schwimmmeister Sven Guhlau als Schwimmlehrer eingeschaltet werden muss, werden Gebühren für einen Schwimmkurs fällig. Die werden dann vom Sport-Coach aus dem Budget „Sport & Flüchtlinge“ übernommen.

Gern laden wir weitere interessierte Frauen, egal, ob aus dem Kreise der Flüchtlinge gern aber auch deutsche Leistungsbezieherinnen des Jobcenter oder Sozialamt ein, Montagabend um 20 Uhr im Freizeitbad reinzuschnuppern. Für die Finanzierung gibt es sicherlich einige Möglichkeiten, bei denen ich als Sport-Coach gern behilflich bin.